Freitag, 17. August 2007
Van der Farce - Ein Spiel, in dem keiner gewinnt
Hallo liebe Leser,

was gibt es besseres, um einen - im wesentlichen - auf Politik gerichteten Blog mit einem Thema über Sport zu beginnen?

Als HSV-Fan ist man derzeit entsetzt. Nicht so sehr über die spielerische Leistung der Mannschaft, das hatten wir letztes Jahr. Nein, dieses mal geht es um Rafael van der Vaart, den wechselwilligen Holländer.

Sprach er noch im Winter davon, den HSV im Notfall sogar in Liga zwei (und so unrealistisch war das Szeanrio zu diesem Zeitpunkt ja nicht) zu begleiten, hat er nun "Schmerzen", wenn er noch weiter für den Verein spielen müsste. Hintergrund: Der spanische Club FC Valencia hat 14 Millionen Euro für den Spielgestalter der Hanseaten geboten.
Der Club hat allerdings in aller Deutlichkeit gesagt: No way! Der "kleine Engel" steht nicht zum Verkauf. Das führt - oh Wunder - zu einem riesigen Schlamassel, aus dem eigentlich nur Verlierer hervorgehen:

1. - Die Mannschaft - Das 0:0 bei Honvéd Budapest hat es gezeigt. Ohne Rafael van der Vaart wird es die Mannschaft schwer haben, die eigenen Ansprüche - und die Ansprüche der Fans zu erfüllen. Hinzu kommt, dass das ganze aktuelle Hick-Hack halt doch nicht spurlos an der Truppe vorbeigegangen ist.

2. - Der Verein - Auch, wenn er am längeren Hebel sitzt, ist die Situation für den Verein miserabel. Lässt man van der Vaart ziehen, steht man zwar wirtschaftlich ausgezeichnet da, könnte aber im sportlichen Niemandsland verschwinden. Behält man van der Vaart, riskiert man nicht nur einen schmollenden Superstar auf der Tribüne (der natürlich weiterhin sein volles Gehalt bekommt), sondern auch seinen Ruf im Ausland.

3. - Van der Vaart - Auch der Spieler hat sich selbst in eine schwierige Situaiton gebracht. Wechselt er, ist er nicht nur bei den Hamburger Fans unten durch, sondern steht ganz allgemein in einem schlechten Licht. Wer sagt denn dem FC Valencia, dass er nicht die gleiche Nummer mit denen abzieht, wenn in zwei Jahren eventuell Real Madrid oder Manchester United anfragen? Hinzu kommt die Frage, ob er in Valencia überhaupt zum Stammkader gehören würde. Denn die Frage ist schon berechtigt, warum dem Verein erst zwei Wochen vor Ligabeginn einfällt, noch einen Spielmacher zu brauchen. Und wechselt er nicht steht ihm eine Saison voll unangenehmer Heimspiele bevor - so er denn bereit ist, wieder Leistung zu bringen. Was angesichts einer Wechselabsichten (kein Top-Club kauf gerne Bankdrücker) und einer anstehenden EM (denn in der Nationalmanschaft ist van der Vaart nicht automatisch Stammspieler) wohl besser für ihn wäre.

4. - Die Fans - Diejenigen, die am wenigsten für die ganze Situation können leiden wohl am meisten. Rafael van der Vaart ist in den letzten Jahren der Inbegriff des Erfolgs beim HSV gewesen. Ohne ihn ging wenig und entsprechend beliebt ist er bei den Fans. Und wie viele sitzen jetzt daheim mit ihrem 60-Euro Trikot und wünschen sich, sie hätten doch einen anderen Spieler auf dem Rücken stehen?

Ich sehe es an mir. Bei mir hat dieser Spieler - spätestens mit seiner angeblichen Rückenverletzung (es werden schmerzhafte Erinnerungen bei allen HSV-Fans wach - bei Khalid Boulahrouz lief es ganz ähnlich) hat der Mann bei mir auch die letzten Symapthien verspielt. Traurig aber wahr, wie sich ein solcher Mensch binnen einer Woche komplett unglaubwürdig und absolut unbeliebt gemacht hat. Man kann eigentlich nur hoffen, dass ihm der Schaden, den er anrichtet, nicht bewusst ist.

Stellt sich die Frage, was van der Vaart's Gesinnungswandel auslöste. Okay, er hat immer gesagt, er würde sich wünsche, bei einem absoluten Top-Club zu spielen. Aber wer tut das nicht? Und: Bei allem nötigen Respekt vor dem FC Valencia, aber ein absolter Top-Club sieht anders aus.
Was aber nun der Auslöser war, wird wohl nie jemand erfahren. Vielleicht sein Manager, vielleicht die Tatsache, dass seine Großeltern in Valencia leben, vielleicht seine Frau. Das weiß wohl nur er und der liebe Gott.

Wie nun raus, aus dieser Krise? Für mich ist es klar! Rafael van der Vaart darf unter keinen Umständen abgegeben werden. Das kann sich der Verein aus sportlichen Gründen definitiv nicht leisten. Das Ganze darf frühestens in der Winterpause ein Thema werden, wenn man genug Zeit hatte, einen vernünftigen Nachfolger zu finden. Nun werfen manche ein, ein Superstar auf der Tribüne hilft dem HSV auch nicht. Korrekt. Allerdings kann es sich auch ein van der Vaart nicht leisten, ein Schmoll-Jahr einzulegen. Es ist doch mehr als fraglich, ob ihn dann im nächsten Jahr noch Top-Clubs haben wollen.

Von daher sei der - durchaus nicht unumstrittenen - HSV-Chefetage zugerufen: Bleibt standhaft und lasst Euch nicht erpressen. Auch Fussballspieler, egal wie begnadet sie auch sein mögen, müssen einsehen, dass sich die Welt nicht um sie dreht.

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